heimisch 02/2022
In Straußdorf plant die vierköpfige Familie Stadler ihren denkmalgeschützten Hof aus dem Jahr 1830 umzubauen. Wir begleiten sie bei diesem großen Bauvorhaben mit einer Reportage in jeder Ausgabe und dürfen einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Beim Vorhaben von Sophie und Benno Stadler
rückt das erste große Ziel – die Eingabe der Bauanfrage – ein Stück näher. Ein kleines Stück – aber immerhin. Gut Ding will schließlich Weile haben. Und gut wird es ganz bestimmt.
Die beiden haben vor, ihren denkmalgeschützten Hof zu renovieren und für sich und kommende Generationen als Wohn- und Lebensraum zu gestalten und zu erhalten.
Das lang ersehnte Gutachten des Bauforschers haben sie inzwischen. Seine Aufgabe war es, eine objektive Dokumentation des Bestandes im Hinblick auf die Entstehungszeit und auf die baulichen Veränderungen, die das Gebäude bis jetzt durchlaufen hat, durchzuführen. Genau dieses Dokument ist Grundlage und unabdingbar für weitere bauliche Veränderungen in Zusammenarbeit mit der oberen Denkmalschutzbehörde.
Stadlers arbeiten mit dem auf denkmal-
geschützte Bauten spezialisierten Architekturbüro „Final“ zusammen, das ihnen bereits drei unterschiedliche Vorschläge erarbeitet hat. Eine Kombination aus diesen Dreien mit den Wünschen und Vorstellungen von Sophie und Benno haben jetzt einen Plan ergeben. Er sieht neben ihrer eigenen Wohnung im Bauernhaus, die sie jetzt und auch während der ersten geplanten Bauphase mit ihren zwei Kindern bewohnen, noch drei bis vier weitere, ganz unterschiedliche Wohnungen vor.
Der Eingangsbereich der Mietwohnungen ist so geplant, dass man
sie über einen separaten Gang erreichen kann. Jede Wohnung
hat zudem einen eigenen kleinen Garten. Es soll für jede Partei genügend Privatsphäre gewährleistet sein, ganz nach dem Sprichwort: „Liebe deinen Nachbarn, reiße den Zaun aber nicht ein.“
Eine Herausforderung wird es sein, das Bundwerk auf der West-und Ostseite zu erhalten und trotzdem genügend Licht ins Gebäude zu bringen. Aber auch hier gibt es schon allerhand
gute Ideen, und einige Möglichkeiten, zum Beispiel eine Art Haus im Haus. Zurückgesetzt von der Fassade wird ein Gebäude nach den modernen Anforderungen errichtet. So kann die Fassade glänzen und der Wohnkomfort nimmt keinen Schaden.
Die Stadlers sind eifrig dabei, Geschosshöhen zu prüfen, Fensterformate zu besprechen, Ideen zu sammeln und ja – auch Fotos zu studieren. Die Fotos aus alten Zeiten sind oft
sehr aufschlussreich.
Das größere Dreifach-Fenster zum Beispiel, das wahrscheinlich in den Siebzigern des vorherigen Jahrhunderts eingebaut wurde, damals waren große Fenster einfach in, soll deshalb wieder zurückgebaut werden, sodass die Fensterformate der Westansicht
gleichmäßig auf die Mauerfläche verteilt sind – ähnlich der Gie-
belseite im Süden. Auch das große Scheunentor, das jetzt im unteren Bereich noch zugemauert ist, soll es wieder geben. Es bringt Licht ins Innere und gestaltet die Gebäudeansicht der Westseite.
Ob und wie diese Wünsche umsetzbar sind, ist noch mit der oberen Denkmalschutzbehörde abzuklären. Vorher ist aber noch die Statik zu beachten. Denn selbst wenn Bauelemente alt und erhaltenswert sind, das Gebäude aber dadurch nicht sicher ist, darf man sie entfernen. Deshalb ist der nächste Schritt, einen Statiker ins Boot zu holen, der auf Basis der Architektenpläne und des Bauforschergutachtens die Statik des geplanten Gebäudes bewertet und berechnet. Diese Aspekte werden mit dem Landesamt für Denkmalpflege besprochen und festgelegt.
Bundwerk
Das Bundwerk ist neben dem Blockbau und dem Fachwerk eine Holzbautechnik. In Gitterform verbundene Balken geben gleichzeitig Halt und Stabilität und gestalten die Fassade. Hier wird Technik zum Gestaltungselement.
Die dahinterliegende Schalung ist je nach Gegend mit Schnitzereien, Einkerbungen und Malerei zum Teil reich verziert.
Diese Technik, die Mitte des 18. Jahrhunderts ihren Höhe-punkt hatte, findet man meistens an bäuerlichen Wirtschaftsgebäuden in Oberbayern und
Regionen Österreichs.
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