heimisch 01/2021
Jedes Haus braucht eine Heizung, aber nicht jede Heizung passt zu jedem Haus. Wir haben bei Florian Kölbl nachgefragt, wie man sich zwischen Pelletheizung und Wärmepumpe entscheiden kann.
Heizungsbauer gehören zu den ersten und letzten Gewerken auf dem Bau. Sie planen mit und gehen erst, wenn Waschbecken montiert sind und der Umzugswagen der neuen Bewohner quasi vor der Tür steht.
Florian Kölbl führt, gemeinsam mit seinem Bruder Alexander und Vater Richard, den vom Großvater gegründeten Familienbetrieb in Hergolding. „Wir machen alles, von der Bad- und Kesselsanierung über Reparaturen bis hin zu komplexen Neubauprojekten, wo wir uns um alles kümmern, vom Bad bis zur Solaranlage“, erklärt Florian Kölbl. Seit 1964 ist die Kölbl GmbH ein wichtiger Ansprechpartner rund um Heizung und Sanitär im Münchner Osten, mit rund 40 Mitarbeitern. Und die sind auch im Notfall immer da: „Wenn Heizung oder Warmwasser ausfallen, kommen wir sofort, das gehört zu unserem Gewerk. Es würde ja keiner mitten in der Nacht den Schreiner anrufen, nur weil ein Fenster nicht richtig schließt.“
Woher weiß ich, welche Heizungsart besser zu mir passt – Pelletheizung oder Wärmepumpe?
heimisch: Welche Heizungsformen verbaut ihr derzeit am meisten?
Florian Kölbl: Vor allem Wärmepumpen, weil viele von Brennstoffpreisen unabhängig sein wollen. Wärmepumpen brauchen zwar auch Strom, aber den kann ich beispielsweise über eine Photovoltaikanlage gewinnen. So kann ich heute fast autark die Energieversorgung für mein Haus sichern. Gleich nach der Wärmepumpe kommt die Pelletheizung in der Beliebtheitsskala.
heimisch: Was sind die wichtigsten Unterschiede?
Florian Kölbl: Eine Pelletheizung verbrennt Holzpellets, um Wärme zu produzieren, eine Wärmepumpe zieht ihre Energie aus Erde, Luft oder Wasser. Für eine Pelletheizung braucht man einen zusätzlichen, trockenen Lagerraum. Die Platzfrage ist daher eines der wichtigsten Kriterien für viele Kunden.
heimisch: Was ist das Besondere an einer Wärmepumpe?
Florian Kölbl: Eine Wärmepumpe ist eine Heizungsanlage, welche die in der Umwelt gespeicherte thermische Energie nutzt, um Gebäude zu erwärmen. Anders als bei der Pelletheizung funktioniert das jedoch nicht durch eine Verbrennung, sondern über einen technischen Prozess.
heimisch: Bei einer Wärmepumpe brauche ich dafür draußen eine Brunnenanlage oder einen Verdampfer …
Florian Kölbl: Richtig, bei Wärmepumpen, die mit Grundwasser oder Erdwärme arbeiten, muss ich Bohrarbeiten in Kauf nehmen, bei Luft als Wärmequelle habe ich den Verdampfer im Garten stehen. Dafür ist die fertige Wärmepumpe nahezu wartungsfrei.
heimisch: Und mit einer Wärmepumpe kann man auch kühlen …
Florian Kölbl: Genau, die optionale Kühlung läuft über die Wärmpumpe im Keller, so bleibt es beispielsweise auch in Räumen unter Dachschrägen im Sommer angenehm kühl.
heimisch: Und was sind die Besonderheiten einer Pelletheizung?
Florian Kölbl: Für die Pellets braucht man einen separaten Lagerraum, von dort werden die Holzpellets per Saugzugsystem und Förderschnecke in den Heizungsraum befördert. Mir gefällt dabei, dass die Pellets aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz sind, und somit CO2-neutral verbrannt werden.
heimisch: Du hast auch selbst eine Pelletheizung zuhause …
Florian Kölbl: Ja, wir haben die räumlichen Voraussetzungen und ich persönlich mag den Rohstoff Holz sehr.
heimisch: Wie unterscheiden sich die beiden Heizungen kostentechnisch?
Florian Kölbl: Das ist individuell unterschiedlich, je nachdem, was der Kunde will, was verbaut wird oder wie hoch der Energiebedarf eines Hauses ist. Grundsätzlich ist die Errichtung einer Wärmepumpe günstiger als die Pelletheizung, unter anderem, weil ich bei einem Neubau dann keinen Kamin brauche, das spart Kosten.
heimisch: Was bedeutet das konkret?
Florian Kölbl: Wenn ich eine Wasser-Wärmepumpe in meinem Einfamilienhaus installiere, muss ich mit Nettokosten bis zu 20.000 Euro rechnen, dazu kommt noch der Brunnen, mit 6.000 bis 8.000 Euro. Die Pelletheizung kommt auf rund 31.000 Euro, inklusive Solaranlage auf dem Dach, hinzu kommen wiederkehrende Wartungskosten und die Pellets.
heimisch: Was ratet ihr jemandem, der sich nicht zwischen Pellets und Wärmepumpe entscheiden kann?
Florian Kölbl: Das lässt sich meist durch die Anforderungen des Hauses klären. Bei einer wasserbetriebenen Wärmepumpe brauche ich Brunnen, welche auch zugänglich sein müssen. Diese müssen durch das Landratsamt auch erst freigegeben werden. Da einer davon meist im Bereich des Gartens liegt, ist das oft schon ein Punkt, was die Kunden eher nicht möchten. Bei Luftanlagen benötigt man ein zusätzliches Außengerät, was optisch auch nicht jedermanns Sache ist. Sind im Haus mehrere Heizkreise mit verschiedenen Temperaturen geplant, wie z. B. Flächenheizung und Heizkörperkreise, spricht das wieder eher für eine Pelletheizung. Hierbei wird jedoch sowohl ein Kamin als auch ein Bunkerraum benötigt. Letzteres geht meist zu Lasten eines wegfallenden Kellerraumes. Letztendlich findet man zusammen, in Anbetracht der Gegebenheiten, die passende Lösung.
heimisch: Welches der beiden Heizsysteme ist umweltfreundlicher?
Florian Kölbl: Die Wärmepumpe liegt voll im Trend und ist im Neubau mittlerweile die beliebteste Heizungsart. Kein Wunder – die umweltfreundliche Heizung nutzt die Wärmequellen Luft, Grundwasser oder Erde und arbeitet daher sehr kostengünstig, effizient und klimaschonend.
heimisch: Was sind die neuen Trends bei Heizungen?
Florian Kölbl: Bei Neubauten verbaut man keine klassischen Heizkörper mehr, sondern steuert die Wärme über Flächenheizungen wie Wand- oder Fußbodenheizungen. So hat man mehr Platz für Möbel.
heimisch: Wenn man einen Blick in die von euch angelegten Heizungsräume wirft, sieht alles sehr ordentlich aus …
Florian Kölbl: Ja, hier erkennt man die Handschrift des Heizungsbauers: Wir beispielsweise legen Wert darauf, dass alle Ventile in einer Höhe verlaufen, weil das viel übersichtlicher ist. Außerdem dürfen Teile, die im Laufe der Zeit eventuell mal ausgetauscht werden müssen, nicht zugebaut werden.
heimisch: Wie plant ihr einen Heizungsraum?
Florian Kölbl: Eine grundsätzliche Raumplanung in Autocad 3D Planung wird von uns vorab erstellt, um hier schon einen Grundstein für die endgültige Montage zu setzen. Die Details werden vor Ort vom jeweiligen Monteur entschieden. Berücksichtigt werden muss auch: Wo sind Isolierabstände, wie verlaufen Leitungen, Rohre, Elektrokabel? Wir sind ja auch nicht die einzigen Gewerke im Heizungsraum, der Elektriker muss ja auch seine Kabel verlegen, da muss man mit den anderen Gewerken kommunizieren. Das gehört auch zu unserem Beruf.
+ bestehen aus nachwachsendem, regionalem Rohstoff
+ sind gut für die Umwelt, denn sie verbrennen CO2-neutral und erfüllen damit die gesetzlichen Auflagen, nach denen Neubauten mind. 15 % der benötigten Wärme aus erneuerbaren Energien beziehen müssen
+ locken mit recht stabilen Preisen für Nachbestellungen
+ können staatlich gefördert werden
- erfordern zusätzlichen Lagerplatz
- produzieren Asche, die regelmäßig geleert werden muss, hinzu kommen Wartungsarbeiten
+ haben niedrige Emissionswerte
+ brauchen weder Kamin noch Schornsteinfeger
+ können staatlich gefördert werden
+ locken mit langfristig sehr niedrigen Betriebskosten
+ können nicht nur heizen, sondern auch kühlen
+ haben geringen Wartungsaufwand
- haben hohen Stromverbrauch (Tipp: Energiekosten senken mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage)
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