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RENOVIERUNG UND SANIERUNG –––––––––––– 1 GROSSPROJEKT BEI FAMILIE STADLER
Auch die Innenwände werden unter die Lupe genommen. Bei manchem Farbabsatz an der
Wand stellt sich die Frage, ob dieser auch im Originalbau bereits vorhanden war.
Vor allem im schräg einfallenden Licht sind zugeputzte Fenster,
Umrahmungen und Türen zu erahnen. Ob der Sockel auch
früher farbig abgesetzt war, gilt es jetzt herauszufinden.
Ausgestattet mit Fotoapparat, einem Skalpell, der Lupe zum
ganz genauen Hinsehen und mit einem kleinen Trocken-
schwamm, um oberflächliche Schmutzpartikel zu lösen, macht
sie sich daran, das Marienbild über der Eingangstür zu unter-
suchen. Auch an der Wandfläche legt sie vorsichtig Schicht für
Schicht frei und arbeitet sich dabei von den Malschichten über
62 Ober- und Unterputz bis zur Mauer vor. In unserer Gegend
wurde in früheren Zeiten mit großen Flusskieseln und sogar
mit Tuffstein gebaut, später kamen Ziegel hinzu. Sie arbeitet mit
sehr kleinen Schnitten, höchstens Flächen in Briefmarkengröße
werden freigelegt. Man will ja auch nichts beschädigen.
Klar ist, dass die Besitzer seinerzeit keine armen Leute waren,
das sieht man schon an der Größe des Gebäudes und an der
damals reich verzierten Fassade. Man wollte schon zeigen, was
man hat. Der Hofname „Huber“ lässt ebenfalls darauf schlie-
ßen – nur noch der „Moar“ im Ort hatte mehr.
Die Arbeit der Restauratorin dient als Erstes der Befundsiche-
rung für die Denkmalschutzbehörde. Falls ausreichende und
schlüssige Untersuchungsergebnisse vorliegen, könnte vielleicht
ein repräsentativer Raum, zum Beispiel die Stube, wieder in
früherem Glanz erstrahlen. Wir werden sehen ...
Bauherren-Reportage Die Handwerksutensilien In der nächsten
Ausgabe erfahren wir,
der Restauratorin: kleiner
Hammer, Skalpell und
Stirnlupe.
wie es bei Familie Stadler
weitergeht.
heimisch 03/2022