heimisch 01/2021
Julia Obermaier ist Maurer- und Betonbaumeisterin aus Forstern. Die 23-Jährige hat uns verraten, wie das so ist, als Frau in einem Männerberuf – und warum sie jetzt Architektur studiert.
heimisch: Julia, du arbeitest in einer Männerdomäne. Warum, glaubst du, erlernen so wenige Frauen Handwerksberufe wie Maurerin?
Julia Obermaier: Seit ca. drei Jahren gibt es etwas mehr Frauen auf der Baustelle und es werden immer mehr, was ich toll finde! Ich denke, die Hemmschwelle wird langsam durch die vielen Vorbilder überschritten.
heimisch: Und was war für dich das Schwierigste?
Julia Obermaier: Die Umstellung von der Mädchenrealschule zu den Männertrupps auf dem Bau. Außerdem die Wetterverhältnisse und jeden Morgen der Muskelkater. Das schwere Heben war aber bald kein Problem mehr, man baut schnell eine Grundmuskulatur auf. Das „Mädel sein“ muss man am Bau einfach ablegen. Das kann ich auch. Wenn ich in Arbeitsklamotten bin, dann bin ich Handwerkerin.
heimisch: Wirst du auf den Baustellen anders behandelt, weil du eine Frau bist?
Julia Obermaier: Man muss schon erst beweisen, was man kann. Dann wird man schnell ins Team aufgenommen und geschätzt. In den Schulen musste ich in den ersten Tagen gegen harte Kommentare ankämpfen. Zum Glück bin ich nicht auf den Mund gefallen. Die Ausbildung hätte ich aber ohne meinen starken Ehrgeiz nicht geschafft. Ich wusste immer, ich komme nur an mein Ziel, wenn ich jetzt durchhalte.
heimisch: Trotzdem studierst du jetzt Architektur. Warum?
Julia Obermaier: Ich wollte schon immer Architektin werden. Meine Begeisterung für Gebäude ist kaum zu stillen. Ein Fundament aus der Praxis halte ich für das A und O für meinen Traumberuf. Daher habe ich erst die Ausbildung im Betrieb meines Vaters gemacht. Durch die praktische Erfahrung bekommt man ein großes Vorstellungsvermögen für Baukonstruktionen und Details. Das vereinfacht die Werk- und Detailplanung eines Architekten, was sich mir in meinem achtmonatigen Architekturpraktikum bestätigte. Nach dem Studium möchte ich die Franz Obermaier GmbH durch eine Architektensparte erweitern.
heimisch: Was macht dir als Maurerin am meisten Spaß?
Julia Obermaier: Das Schalen von Kellerwänden und das Betonieren von Bodenplatten oder Decken. Warum ich diese Arbeitstätigkeiten lieber als Mauern mag, weiß ich nicht. Der eine schalt halt lieber und die anderen bevorzugen das Mauern.
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