heimisch 03/2022
In Straußdorf plant die vierköpfige Familie Stadler ihren denkmalgeschützten Hof aus dem Jahr 1830 umzubauen. Wir begleiten sie bei diesem großen Bauvorhaben mit einer Reportage in jeder Ausgabe und dürfen einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Es tut sich was! Nicht offensichtlich, und auch nicht laut und brachial – und doch: Stück für Stück und Schicht für Schicht rückt die Geschichte dieses Gebäudes und die Menschen, die dort lebten, ans Tageslicht.
Noch ist nichts zu sehen von der Umgestaltung. Das Expertenteam rund um die Sanierung des denkmalgeschützten Hofes arbeitet schon weit vor dem eigentlichen Baubeginn eng zusammen. Mit ihrem Wissen und der Erfahrung geht man den alten Mauern auf den Grund.
Der Bericht des Statikers ist inzwischen fertig. Die mehrseitige Bestandsaufnahme dient einerseits dem Landesamt für Denkmalpflege zur Bestandsaufnahme und Dokumentation und andererseits natürlich den Architekten von FINAL.
Ihre Vorstellungen und Ideen werden ein weiteres Mal abgeglichen. Jetzt in Bezug darauf, was die Statik hergibt. Manches noch so erhaltenswerte Detail ist marode.
Die preußischen Kappen zum Beispiel. Im Stall sind sie einsturzgefährdet, im Wohnhaus dagegen ist der Zustand der Decke sehr viel besser. Ob die preußischen Kappen im Stall erhalten bleiben, werden wir sicher in einer der nächsten Ausgaben erfahren.
Schicht für Schicht
Neben dem Statiker nimmt sich auch die Restauratorin Barbara Weiß dem Gebäude an. Sie untersucht die Fassade, den Putz und die Malschicht des Hauses.
An verschiedensten Stellen innen und außen geht sie den Schichten im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund. Aber vorher wird das gesamte Gebäude in Augenschein genommen, und mit ihrer Erfahrung kann sie beim Umrunden schon einiges vermuten.
Der raue Putz, die ausgeprägte Gliederung der Fassade durch unterschiedliche Oberflächen lässt darauf schließen, dass der Hof früher genauso wie jetzt einfarbig gestrichen war. Man gestaltete mit unterschiedlichen Oberflächen, und Licht und Schatten tun das Ihre, um die Fassade zu gliedern und zu gestalten.
Vor allem im schräg einfallenden Licht sind zugeputzte Fenster, Umrahmungen und Türen zu erahnen. Ob der Sockel auch früher farbig abgesetzt war, gilt es jetzt herauszufinden.
Ausgestattet mit Fotoapparat, einem Skalpell, der Lupe zum ganz genauen Hinsehen und mit einem kleinen Trockenschwamm, um oberflächliche Schmutzpartikel zu lösen, macht sie sich daran, das Marienbild über der Eingangstür zu untersuchen. Auch an der Wandfläche legt sie vorsichtig Schicht für Schicht frei und arbeitet sich dabei von den Malschichten über Ober- und Unterputz bis zur Mauer vor. In unserer Gegend wurde in früheren Zeiten mit großen Flusskieseln und sogar mit Tuffstein gebaut, später kamen Ziegel hinzu. Sie arbeitet mit sehr kleinen Schnitten, höchstens Flächen in Briefmarkengröße werden freigelegt. Man will ja auch nichts beschädigen.
Klar ist, dass die Besitzer seinerzeit keine armen Leute waren, das sieht man schon an der Größe des Gebäudes und an der damals reich verzierten Fassade. Man wollte schon zeigen, was man hat. Der Hofname „Huber“ lässt ebenfalls darauf schlie-ßen – nur noch der „Moar“ im Ort hatte mehr.
Die Arbeit der Restauratorin dient als Erstes der Befundsicherung für die Denkmalschutzbehörde. Falls ausreichende und schlüssige Untersuchungsergebnisse vorliegen, könnte vielleicht ein repräsentativer Raum, zum Beispiel die Stube, wieder in früherem Glanz erstrahlen. Wir werden sehen ...
Preußische Kappen
Preußische Kappen sind eine Deckenkonstruktion, die die Holzbalkendecke im 19. Jahrhundert ablöste.
In parallellaufenden Doppel-T-Trägern aus Stahl mauerte man mit Ziegelsteinen flache Segmenttonnen, die Kappen.
Sie wurden in Kellern, landwirtschaftlichen Ställen, Fabrikgebäuden und auch Wohnhäusern verwendet.
Ihr Vorteil gegenüber den traditionellen Holzbalkendecken:
Die Rohstoffe waren günstiger als Holz, es ließ sich nahezu jede Raumgröße überspannen, sie boten einen viel besseren Lärmschutz und schützten die Tiere in den Stallungen unter der Tenne, falls Stroh und Heu Feuer fingen.
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