heimisch 02/2022
Ein Haus zu sanieren ist manchmal wie neu bauen. Wir haben Familie Babl auf der Baustelle in Parsdorf besucht, wo das Erdgeschoss komplett umgebaut wird – vor wenigen Wochen ging es los.
Ein kleiner Bagger fährt mitten durch den Garten, rumpelt durch den Matsch und lädt Schutt vor dem Haus ab. Der Schutt, das waren mal Wände im Erdgeschoss des Wohnhauses von Familie Babl. Jetzt, nur wenige Wochen nach Baubeginn, steht kaum eine Wand mehr an ihrem Platz, man kann von allen Seiten einmal quer durchs Erdgeschoss schauen. Gehalten werden Obergeschoss und Dach von ein paar wenigen Stahlträgern und tragenden Wänden:
Alles andere wird versetzt, Leitungen vom oberen Stock umgeleitet, in die Außenwände neue Fensterdurchbrüche geschlagen. Veronika und Wolfgang sind gerade dabei, die Fenster zu bestellen. Momentan bewohnen sie mit ihrem zweijährigen Sohn Vitus eine der beiden Wohnungen im Obergeschoss, aber zukünftig wollen sie ins großzügige Erdgeschoss ziehen: Aus zwei einzelnen Wohnungen wird hier nämlich eine.
Fünf Jahre haben sie überlegt und geplant, Bauanträge gestellt und wieder verworfen, bis sie beschlossen, das bestehende Haus um anstatt neu zu bauen. „Je länger man plant, umso mehr und besser werden die Ideen“, lacht Veronika. Zum Beispiel, die ganze Wohnung um die Küche herum zu planen – überhaupt war die Küche schon klar, bevor irgendwelche Pläne standen. Sie wird aus urigem, wurmigem Altholz gefertigt, erzählt Veronika, mit Kochinsel, davor ein langer Esstisch. Ganz besonders gespannt sind die Babls auf die Glasfensterfront quer zur Küche: Ganze sieben Meter Schiebetür! Auf die Idee, zwei Schiebetüren aneinander zu bauen, war der Fensterbauer gekommen. Das sei nicht viel teurer als zwei getrennte Schiebetüren, aber ergäbe doppelt so viel Panoramafensterfläche: „Wir freuen uns schon, wenn wir morgens da unsern Kaffee trinken“, sagen Veronika und Wolfgang und zeigen zum Horizont: Über dem Ackerland hinterm Garten erstreckt sich ein atemberaubender Bergblick. Aber derzeit sind dort, wo die Terassentüren hinkommen, nur rote Linien an die Wand gezeichnet. Das große Fenster am Kopf der Küche ist aber schon durchgebrochen: „Da kommt ein Sitzfenster hin, mit einer Altholzsitzbank!“, erklärt Veronika.
Wir drehen uns um und blicken auf das nächste Loch in der Hauswand: Dort wird die Haustür sein, erklären die Bauleute. Und da, wo gerade nur zwei Sanitärleitungen von oben kommen und zwei Stahlträger stehen, ist der Flur, eine Gästetoilette und ein Abstellraum. Der sollte eigentlich ein Schleusenraum werden, um dreckige Stiefel und Arbeitskleidung abzulegen. Denn die Babls betreiben eine große Gärtnerei nebenan, dort werden gerade die ersten Erdbeeren geerntet. Von den Erdbeerfeldern wird’s zukünftig aber nicht in den Flur, sondern in den nagelneuen Schleusenraum im Keller gehen. Auch die Idee kam in der langen Bauplanungsphase und sorgt jetzt für mehr Wohnraum für die Familie.
Für Planung und Bau haben sie sich Profis an Bord geholt: Das Architekturbüro Grund erstellt Eingabe- und Werkplanung, die Firma Kölbl installiert die Pelletheizungsanlage sowie die Bäder, und damit in der Wohnung später auch alles im richtigen Licht erscheint, kümmert sich die Firma Miethaner und Neumeier um die Elektroinstallation einschließlich Lichtplanung. Auch alle anderen Gewerke kennen die Babls schon von früheren Arbeiten: „Bei uns in der Gärtnerei ist immer was zu machen, mit den meisten arbeiten wir schon seit Jahrzehnten zusammen, da vertraut man sich“, erklärt Wolfgang. „Und die kennen ja ihr Handwerk!“ ergänzt Veronika.
Weil sie direkt über der Baustelle wohnen, sehen sie jeden Tag, wie es voran geht, fahren am Wochenende Bauschutt weg, packen selbst mit an. Dass beide Umbauerfahrung haben, kommt ihnen jetzt zugute. Auch, um sich vorzustellen, wie alles später mal aussehen soll. Veronika weiß das schon ziemlich genau: Modern, aber gemütlich, so, dass sie sich hier auch im Alter noch wohlfühlen. In der Planungszeit haben sie dazu Möbelschablonen gebastelt und auf dem Grundriss herumgeschoben, um zu schauen, wie groß die Zimmer sein müssten, damit alles passt. Die Fußbodenauswahl fiel nicht leicht, erzählt Veronika: Fliesen? Zu kühl. Holz? „Da werd’ ich mitm Putzen nicht fertig!“ lacht Veronika.
Überhaupt: wie will man wohnen? Modern und clean oder lieber traditionell? Sie entschieden sich für den Mittelweg, „modern-rustikal“ nennt Veronika es. So kommt zur Altholzküche ein moderner Sichtestrich in den Wohnbereich, auch das Bad wird fugenlos und beschichtet. „Das erspart uns auch das Fliesenaussuchen“, sagt Veronika. Wann sie einziehen? „Weihnachten hier zu feiern, wäre was“, sagen die Bauherren, „aber es kommt, wie´s kommt!“. Während die kleine Familie noch ein wenig auf den Einzug warten muss, sind derweil im Garten schon zwei neue Mitbewohner eingezogen: Zwei kleine Hochlandrinder grasen zufrieden neben dem Haus. Der Baulärm scheint ihnen dabei herzlich egal zu sein.
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